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Im Ernst jetzt? Döner, Demokratie und Deutschförderung

Was machen wir bei ZuBaKa eigentlich, wenn eine Klasse total unmotiviert ist und die Schüler*innen gar nicht wissen, welche Themen ihnen überhaupt Spaß machen würden? Für ZuBaKa-Scouts hat sich eine Sache besonders gut bewährt: Die Schüler*innen ernst nehmen. Wie das dann in der Praxis aussieht? Zum Beispiel, wie die Döner-Rallye!

„Wir wollen Döner essen gehen!“ Die neunte Hauptschul-Klasse der Salzmannschule Frankfurt-Niederrad hatte eine einstimmige Antwort auf die Frage gefunden, welche Themen sie für ihre ZuBaKa-Stunden interessieren. ZuBaKa-Scouts nehmen immer die Interessen der Schüler*innen in ihre Unterrichtsplanung mit auf und überlegen sich gemeinsam mit der ganzen Klasse Projektideen zum Wunschthema. Einer unserer wichtigsten Werte in der pädagogischen Arbeit ist die Partizipation der Schüler*innen. Sowohl in der Auswahl der Lernthemen als auch bei der Ausgestaltung der ZuBaKa-Stunden sollen sie mitbestimmen können. 

 

Die Schüler*innen aus Niederrad hatten zu Beginn des Schuljahres noch nicht viele Ideen, wie sie ihre Stunden gestalten könnten. Wenn sie selbst entscheiden dürfen, was sie machen, könnten sie dann nicht auch jede Woche mit der Klasse Döner essen gehen? Die Scouts stehen also vor der Herausforderung, die Wünsche der Schüler*innen zu berücksichtigen und gleichzeitig ihren Ansprüchen für die geplanten Lernziele gerecht zu werden. Heraus kommt ein ZuBaKa-Projekt, das für ZuBaKas Geschäftsführerin Frederike Guggemos auch nach Jahren noch ein Paradebeispiel dafür ist, dass es sich immer lohnt, Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen, wenn man sie fürs Lernen begeistern möchte.

 

Frederike war damals noch nicht Geschäftsführerin, sondern Projektleitung, als die Scouts der Salzmannschule sie um Rat fragten. Wie kann man das Thema Döner so aufgreifen, dass die Klasse neugierig wird und die Scouts dadurch Deutsch und überfachliche Kompetenzen vermitteln können? Gemeinsam konzipierten sie eine Döner-Rallye durch den Stadtteil. Das Ziel der Rallye war, den besten Döner Niederrads zu küren. Dafür musste die Klasse natürlich die Dönerläden für eine Kostprobe besuchen. Aber es brauchte noch mehr Vorbereitung: Die Schüler*innen bekamen also die Aufgaben, alle Dönerläden in der Umgebung zu recherchieren, eine Karte anzufertigen, auf der die Läden eingezeichnet sind, eine effiziente Route für die Rallye festzulegen und einen Fragebogen zu konzipieren, der ihnen bei der objektiven Bewertung der Döner helfen soll.

 „Und das Schöne am Fragebogen war, dass sie sich wirklich kreative Fragen ausgedacht haben, z. B. wie weit die Toilette von der Küche entfernt ist. Das war scheinbar super wichtig. Das war natürlich durch die Scouts angeleitet. Es waren Fragen dabei, für die sie mit den Verkäufer*innen im Laden ins Gespräch kommen mussten. Das heißt, es war auch eine sprachliche Komponente dabei“, berichtet Frederike. Und die Schüler*innen hatten durch die Rallye nicht nur einen guten Grund, Deutsch zu sprechen. Sie übten sich bei den Gruppenarbeiten in Teamwork, sie nutzten Medien und Internetanwendungen für ihre Recherche und sie übten Schreiben und Gestalten für den Fragebogen.

 

Dann war es so weit: Gemeinsam klapperte die Klasse alle Dönerläden nach und nach ab. Überall wurden ein oder zwei Döner bestellt, die fein säuberlich in gleich große Probierstücke aufgeteilt wurden. Diese wurden dann anhand des Fragebogens von allen bewertet und am Ende stand der beste Döner Niederrads fest.

„Ich finde, das ist total das schöne Beispiel für ein gutes ZuBaKa-Projekt, weil es so viel hat. Da kann jeder seine Rolle finden im Team. Die Personen, die zum Beispiel schon sprachlich weiter sind und sich trauen, die stellen die Fragen oder machen den schriftlichen Teil“, resümiert Frederike heute. „Es war wirklich schüler*innenorientiert, denn wir haben das Thema aufgegriffen. Natürlich war das kein Schuljahr füllendes Projekt, aber alles, was danach kam, ging viel besser und die Schüler*innen waren viel offener und voll dabei. Weil dieses eine Thema, das sie mitgebracht haben, ernst genommen wurde.“

 

Die Döner-Rallye wurde seitdem selbstverständlich an anderen Schulen wiederholt und verbessert. Außerdem wurde das Konzept für andere Stadtteilerkundungs-Projekte angepasst. Denn das Potenzial dieser Idee war noch lange nicht ausgeschöpft. Die Klassen konnten sich beispielsweise noch intensiver auf die Rallye vorbereiten, in dem das Beginnen von Gesprächen geübt wurde. 

Die Schüler*innen der Salzmannschule jedenfalls hatten bei der Vorbereitung und Durchführung der Rallye so viel Spaß, dass sie gar nicht merkten, dass sie nicht nur satt nach Hause gegangen sind, sondern auch richtig viel gelernt haben.