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Scout-Einblick: Mittendrin in der Mehrsprachigkeit

Schon sehr früh im Gespräch sprudelt es aus Elena Scharpe hervor: "Ich find's cool, so richtig mittendrin zu sein im ZuBaKa-Geschehen." Und wie sie mittendrin ist! Denn als ZuBaKa-Trainee führt Elena gewissermaßen ein Doppelleben: am Schreibtisch - und im Klassenzimmer. Damit ist sie vor allem eines: viel unterwegs. Und zwar nicht nur zwischen Frankfurt, Offenbach und Darmstadt, sondern auch zwischen Theorie und Praxis. Besonders in Bezug auf ihr Herzensthema: Sprache.

"Schon im Bachelor-Studium hat sich mein theoretisches Interesse für Mehrsprachigkeit entwickelt", erinnert sich Elena zurück. Dass sich ihr Blick mit der Zeit besonders auf Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer fokussierte, war vermutlich kein Zufall. Schließlich arbeitete sie während ihres Studiums als Englisch-Lehrerin an einer Sprachschule. Und so kam es, dass sie sich nun gemeinsam mit ZuBaKa die Frage aller Fragen stellt:
Wie können wir es schaffen, dass Deutsch lernende Schüler*innen ihre Mehrsprachigkeit als Stärke wahrnehmen, gar als Chance? Oder ganz konkret formuliert: Wie können Deutsch lernende Schüler*innen sowohl dem Unterricht als auch der Unterrichtssprache besser folgen, indem ihre Kenntnisse in Türkisch, Arabisch oder Spanisch bewusst mit einbezogen werden? 

 

"Es ist super spannend, sich mit dieser Sache jetzt auch mal live im Klassenzimmer zu beschäftigen - und nicht nur mehr allein theoretisch", freut sich Elena. Im gleichen Atemzug gibt sie jedoch offen zu, dass es zu kurz gedacht wäre, die Verantwortung für einen didaktischen Wandel dieser Art allein bei den Lehrkräften zu platzieren. Das Unterrichten alleine sei schließlich schon herausfordernd genug. Und der Anspruch, Mehrsprachigkeit von Schüler*innen nunmehr als Chance zu begreifen, anstatt auf eine einheitliche Unterrichtssprache zu bestehen, habe es eben leider noch nicht in den methodischen Mainstream geschafft - auch nicht in der Ausbildung von Lehrkräften. Trotzdem hat Elena schon ein paar Ansätze in ihre eigenen Unterrichtseinheiten etabliert, die andere Lehrkräfte womöglich inspirieren könnten:

 

"In der Intergrationsklasse, in der die Schüler*innen hauptsächlich erst seit Kurzem Deutsch lernen, haben wir zum Beispiel unseren mehrsprachigen Stundenanfang", erzählt Elena. Dahinter verbirgt sich das Ritual, dass zu jeder Stunde ein*e andere*r Schüler*in für die Begrüßung der Klasse verantwortlich ist - und zwar in der jeweiligen Herkunftssprache. “Damit werden die vielfältigen Sprachkenntnisse der Schüler*innen ein bisschen mehr gewürdigt. Und außerdem kommen sie dann auch mal in die Rolle von Expert*innen und können MIR etwas beibringen - nicht immer nur umgedreht", fügt sie hinzu. 

Pauschalen Vorgaben, dass im Unterricht nur Deutsch bzw. Englisch zu sprechen sei, steht Elena kritisch gegenüber: "Natürlich verstehe ich, dass es störend ist, wenn die Fremdsprache nur zur bloßen Unterhaltung mit dem*der Sitznachbar*in eingesetzt wird. Aber eine Fremdsprache kann ja auch genutzt werden, um den Mitschüler*innen etwas zu erklären. Das ist eine wahnsinnige Ressource!" Im Fazit ihrer Master-Arbeit, das auch in der Zeitschrift der GEW Hessen unter dem Titelthema "Soziale Ungleichheit" publiziert wurde, bringt sie es noch deutlicher auf den Punkt: "Sprachliche Kompetenzen sollten keine Zugangsvoraussetzung sein, sondern als Mittel und Ziel des Lernens verstanden werden." 

 

Dass Bildungslaufbahnen jedoch häufig vom Deutsch-Niveau statt vom sonstigen Potenzial abhängig sind, sieht Elena auch an den Schüler*innen, mit denen sie selbst zusammenarbeitet - zum Beispiel im Mathe-Unterricht: "Bei manchen Schüler*innen ist es so, dass sie das Mathematische locker drauf haben und es nur daran scheitert, dass sie eine Textaufgabe nicht verstehen. Aber da in Gymnasien tendenziell weniger Unterstützung angeboten wird, landen diese Schüler*innen dann trotzdem in Haupt- oder Realschulen. Da geht so viel Potenzial verloren", sagt Elena in einer Weise, in der man ihr den Frust anmerkt - und gleichzeitig jedoch auch die feste Entschlossenheit in ihrer Stimme hört, sich diesem Herzensthema auch in Zukunft weiter zu widmen. 

 

Danke für deine Power, Elena! Wir wünschen dir und allen Schüler*innen viel Erfolg bei der Erreichung eurer Ziele!

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Kommentare: 1
  • #1

    KS (Mittwoch, 05 Januar 2022 18:53)

    Klingt spannend. Alles Gute!